59 kamen durch !

Larry Ellison lag in seiner Koje und hielt es für sehr wahrscheinlich, daß er sterben würde. Dank des Aktienbesitzes an seinem Unternehmen Oracle gehörte er zu den reichsten Männern der Welt.

Aber jetzt war er seekrank, ihm war speiübel . . ." Wenn G. Bruce Knecht berichtet, bleibt es nicht verborgen: Er war mitten im Geschehen. "Der Orkan" heißt das Buch über die Segelwettfahrt von Sydney nach Hobart, in dem der Harvard-Absolvent mit solch lakonischen Worten von verschenkten Siegen der größten Industriekapitäne unseres Globus erzählt. Doch in der tasmanischen See auf den Sieg zu verzichten, ist keine Schande. Jedes Jahr wieder zeigt sich: Das nackte Überleben an sich ist dort schon ein Erfolg. Die Regatta gehört zu den härtesten, die See zu den gefährlichsten. Die Zahlen beweisen, daß auch aufwendigste Technik daran nichts ändert: Sydney-Hobart bleibt selbst für die Besten der Profis unter den Salzbuckeln ein Abenteuer, dessen Ausgang heute so unwägbar ist wie einst.
Über Wellen, "hoch wie vierstöckige Häuser", getrieben von Orkanböen bis Stärke elf auf der Beaufort-Skala, wurde auch dieser Tage wieder von den Seebären berichtet, die bei der 60. Auflage des Hochsee-Klassikers mitgemacht haben. 57 der 116 teilnehmenden Schiffsführer gaben unterwegs auf.
Namen wie Bill Gates und Hasso Plattner gehören zu den Legenden, die beim Sydney-Hobart-Race" antreten. Aber eben auch Larry Ellison, der es sich leisten konnte, allein für die Kampagne um den America´s Cup 2003 mehr als 200 Millionen Dollar zu versenken.
In diesem Jahr erreichte die 27 Meter lange Maxiyacht "Nicorette" des Schweden Ludde Ingvall nach 628 Seemeilen als erste das Ziel in der tasmanischen Hauptstadt. Die werftneue "Vineta" des Hamburger Reeders Felix Scheder-Bieschin brach die Regatta nach einem Wassereinbruch ab. In der Gesamtwertung nach dem IRC-Wertungssystem siegte die britische Ker 55 "Aera" von Nick Lykiardopulo mit viereinhalb Stunden Vorsprung nach berechneter Zeit, gewann den begehrten Tattersalls Cup (kl. Foto).
Bei idealen Segelbedingungen waren die Heroen der See am Zweiten Weihnachtstag vor einer Traumkulisse im australischen Sydney gestartet. Italien hatte soeben erste Hilfslieferungen in die vom Seebeben geschüttelten Regionen um den indischen Ozean geschickt, als die Stürme in den "Büllenden Vierzigern" das Regattafeld bereits schrumpfen ließen. Aus Süden, gegen die Fahrtrichtung des Felds, rollten die Wasserwalzen auf die Segler. "Die Wellen bauten sich sehr schnell auf und brachen oben auf den Kämmen", schilderte "Aera"-Skipper Jez Fanstone.
Auch die Marten 49 "Vineta" lag anfangs gut im Rennen. Die Bass-Straße hatte sie fast gequert, als die Mannschaft unter Deck Wasser entdeckte. "Da wir nicht feststellen konnten, wo das her kam, haben wir uns entschlossen aufzugeben",
berichtete der Eigner. Zurück an Land erzählt Crewmitglied Philipp Kadelbach aus Berlin: "Als wir in Böen von 45 Knoten durch riesige Wellen gingen, begann der Hubkiel, in seinem Kasten ächzende und brechende Geräusche zu machen. Wir wendeten auf Backbord-Bug, aber dann trat Wasser ins Boot. Schließlich haben wir uns entschlossen, umzukehren. Ich sagte mir: "Nie wieder!'"
Am schwersten erwischte es die Maxiyacht "Skandia", Favorit für den Sieg. Als die Hydraulik für den Schwenkkiel in schwerer See ausfiel und der Kiel maximal ausgeschwenkt blieb, verließ die Crew um Skipper Grant Wharington (Australien) die 30-Meter-Yacht und stieg in die Rettungsinseln. Wenig später brach der Kiel ab, das Boot kenterte.