Die Botschaften der baltischen Länder erwiesen sich als äußerst hilfreich und interessiert an Besuchern aus dem westlichen Ausland. Sie versorgten uns mit Informationsmaterial, Stadt-plänen, Internetadressen, Formularen für die Einreise von See etc. Desgleichen gibt es eine sehr informative Internetadresse : www.gobaltic.de. Die Zentrale in Münster sandte uns einen dicken Umschlag mit Prospekten. Derart bestens vorbereitet blieb nur die Frage der Seekarten übrig. Über www.gotta.ee mit entsprechender e-mail-Adresse erhielten wir nach einer halben Stunde Antwort mit detailliertem Angebot über die 3 neuesten estnischen Kartensätze inklu-sive Hafenplänen; sie boten ebenfalls einen nagelneuen Satz für die lettische Küste und Hä-fen an - noch dazu für die Hälfte des Preises eines deutschen Anbieters. Begeistert bestellten wir die für uns in Frage kommenden Kartensätze - erhielten prompt die Auftragsbestätigung und konnten dank Auftragsnummer den Weg unserer Karten im Internet verfolgen. 2 Tage von Tallinn über Helsinki und Kiel nach Berlin und dann hier beim Zoll.....Wir hatten die Gründlichkeit der deutschen Bürokratie unterschätzt, schließlich fast ebensoviel Zoll und Ge-bühren bezahlt, waren aber pünktlich zu Reisebeginn im Besitz neuester Kartensätze und kannten theoretisch dort jeden Stein.
Als wir am 15. Juni schließlich im VSaW ablegten, war unser Wasserpass nicht mehr zu se-hen, so sehr hatte ich gebunkert in der Angst, dort zu verhungern. Unsere Freunde hatten zwar gesagt, das sei nicht nötig, aber sicher ist sicher... Unsere Reise ging flott bis Stettin, mit wie-der gestelltem Mast Zwischenstation im neuen Swinemünder Hafen gegenüber dem Zoll; mit starker Halbwindbrise (persönlicher Felix-Rekord: in 13 Stunden!) waren wir flott in Born-holm und lagen bereits am Mittwoch, 18.Juni, abends im Hafen Hasle. Der Wetterbericht sag-te Starkwind und damit Hafentage voraus, die wir sehr genossen. Ein herrlicher Strandspa-ziergang an der windigen Westküste, eine Radtour nach Rönne, Bornholmer - Essen, Urlaub pur!
Dann ging es weiter – wir hatten uns für den Weg durch den Kalmar-Sund und an Gotlands Westküste entschieden - über Utklippan, Kalmar, Borgholm, Byxelkrok. Das alles bei kon-stantem NO-Wind in kräftiger Stärke - oder aber totaler Flaute. Weiter nach Lickershamn auf Gotland - diesen Hafen liebe ich wegen seiner Sonnenuntergänge und seines Naturlehrpfades durch ein Hochmoor mit seltener Pflanzenwelt und einmalig schönen Aussichten. Seitdem dort auch die Sanitäranlagen erneuert sind, gefällt er mir noch besser, zumal er eine gute Bus-anbindung nach Visby hat. Von Färosund-Yachtclub wollten wir nach Lettland übersetzen, ca. 90 sm, also Fahrt über Nacht. Wir schliefen aus, genossen unser Mittagessen und starteten gegen 14 Uhr. Nach herrlichem Sonnenuntergang und ebenso schönem Sonnenaufgang, teils segelnd, teils motorend, landeten wir schließlich (30. Juni) gegen Morgen in Ventspils. Wir richteten uns nach den Angaben des Hafenhandbuchs, meldeten uns bei der Coast guard und im Hafen an; das war auch gut so. Wir stellten in allen lettischen Häfen fest: die Grenzbeam-ten sind sehr freundlich, versuchen auf englisch oder deutsch zu kommunizieren, geben hilfs-bereit jede erdenkliche Auskunft auch zu touristischen Zielen, aber möchten immer wissen, woher man kommt, wohin man fährt. Die Zollstationen sind rund um die Uhr besetzt, man sollte sie ernst nehmen und sich in jedem Hafen an- und abmelden. Wir haben von einem an-deren Segler gehört, dass er zur Kasse gebeten wurde, weil er ohne Abmeldung ausgelaufen war.
Ventspils bietet von vorne den Komfort einer Marina, wenn man sich umdreht, ist viel Fische-reiindustrie zu sehen, von dort wird Öl verschifft, der größte lettische Industriehafen. Der Weg in die Stadt ist für Segler weit; er führt über kunstvoll gepflasterte Straßen ins hübsche Zentrum. Ventspils hat alle Versorgungsmöglichkeiten, man kann extrem preiswert tanken, (Dieselpreise: ca. 50 ct pro l), essen ( 2 Personen können kaum mehr als 15 - 20 € verspeisen und vertrinken) und Lebensmittel einkaufen. Bezahlt wird in Landeswährung oder aber mit Kreditkarte; Automaten, um Geld zu „kaufen“, gibt es an den Banken. Wir wollten weiter nach Riga, also war unser nächstes Ziel Roja im Rigaischen Meerbusen, ca. 70 sm entfernt. Natürlich wieder gegenan, aber trotz allem lagen wir am Abend sicher fest an dem kleinen Anleger. Auch hier alle Versorgungsmöglichkeiten in nächster Nähe, Hafengebühr ca. 10 € ; ein hervorragendes nahes Hotelrestaurant ließ die Bordküche wieder kalt. Das war überhaupt ein Zustand, an den ich mich während unseres Aufenthalts in Lettland und Estland mit Freude gewöhnte. Die Küche mundete uns sehr, die Speisen waren auch in den einfachsten, immer sauberen, Lokalen liebevoll angerichtet und das Preis-Leistungsverhältnis, das mich in den skandinavischen Ländern immer verärgert selber kochen lässt, stimmt hier.
Als nächstes überquerten wir den Rigaischen Meerbusen nach Salacgriva. Auf unserer Reise hatten wir sehr schönes Wetter, aber mit dem Wind in Stärke und Richtung klappte es nicht so ganz; deshalb ersparten wir uns das Anlaufen von Riga auf eigenem Kiel, denn sonst wären wir zu spät zum Sängerfest gekommen. Dieses große Fest findet dort alle 5 Jahre statt und wir wollten unbedingt wenigstens zum krönenden Abschluss dabei sein! Wir banden unseren Fe-lix also in Salacgriva fest - der Anleger ist sehr ordentlich, aber er bietet wirklich nichts außer Strom, die Luft wird von stinkenden Schornsteinen verpestet. Aber wir verließen ja den Hafen am 5. Juli früh mit dem Bus Richtung Riga, fuhren in 2 Stunden 100 km für ca. 3 € pro Per-son über Land, durch Felder, Wälder, an der Küste entlang, durch kleine Orte und kamen dann in der Hauptstadt Lettlands an. Zuerst einmal verschafften wir uns einen schönen Über-blick über die Stadt von der Aussichtsplattform der Petrikirche, dann bummelten wir durch die krummen Gassen der herrlich restaurierten Altstadt .
Riga war sehr reich, hat unbeschreiblich prächtige Jugendstilgebäude und erstrahlt schon wie-der in neuem Glanz; vor dieser Kulisse fand das Sängerfest statt, Menschen aller Altersgrup-pen in ihren Trachten, gelebte Tradition. Natürlich waren die großen Veranstaltungen längst ausverkauft, aber aus allen Ecken klang Musik. Vor dem Dom war eine Riesenbühne aufge-baut, dort musizierten an diesem Tage Orchester verschiedenster Ausrichtung und die Menge hörte zu, mitswingend und singend. Am nächsten Tage war die Parade aller Teilnehmer vor-gesehen. Unser Bus war etwas spät und wir befürchteten, nur noch das Ende mitzuerleben. Die Präsentation vor der Freiheitsstatue dauerte jedoch bis in den späten Nachmittag, wir ha-ben etwa 15.000 Teilnehmer geschätzt! Alle in ihren Trachten, blumenbekränzt, ein herrliches Bild. Auf der großen Bühne vor dem Domplatz wurde Volkstanz geboten von unterschied-lichsten Gruppen aus allen Landesteilen. Wir genossen bei schönem Wetter diese einmalige Atmosphäre, gingen natürlich wieder lecker essen und kehrten abends mit wundgetippelten Füßen auf unser Schiff zurück.
Am nächsten Morgen verließen wir Lettland und richteten unseren Kurs Richtung Pärnu, dem schönsten Badeort Estlands. Bei Wassertiefen unter 10m muss man immer mit schlecht ge-kennzeichneten Fischernetzen rechnen und so wären wir ohne sofortiges 180-Grad-Manöver mindestens 2 mal ins kaum sichtbare Netz gegangen! Nach dem Abwettern des ersten schwe-ren Gewitters, das wir in unserer Segellaufbahn auf See erlebten, legten wir schließlich im ersten estnischen Hafen, Pärnu, an. Wir meldeten uns beim Zoll und klarierten ein. Danach interessierte sich, im Gegensatz zu Lettland, niemand mehr für uns, erst wieder beim Verlas-sen des Landes. In Pärnu fanden wir eine moderne Marina vor (Hafengebühr: 200 est.Kronen, ca. 15 €) mit allem Komfort, ziemlich belegt von Finnen, ein hübscher lebhafter Badeort mit kilometerlangem weißen flachen Sandstrand und entsprechender Menge Badegäste. Im „Kuursaal“, kunstvolle alte Bäderarchitektur, ließen wir uns wieder kulinarisch verwöhnen. Hier könnte man länger bleiben!
Unseren nächster Zwischenstop legten wir auf der Insel Kihnu ein. Unser Felix hatte gerade noch Wasser unter dem Kiel, der Anleger war schrecklich und bestand aus verrotteten Dalben, das einzige in der Nähe befindliche Restaurant bot für uns keinen Service, denn der estnische Staatspräsident tafelte dort - geschlossene Gesellschaft! Wir konnten es nicht glauben und gingen an den Begleitern (Bodyguards?) vorbei, um zu fragen, ob wir nicht wenigstens ein kühles Bier bekommen könnten?? – es war jedoch nichts zu machen, so mussten wir diesmal auf unsere Bordvorräte zurückgreifen. Ansonsten ländliche Idylle, Kontrastprogramm zu Pär-nu! Weiter ging es an der estnischen Festlandsküste Richtung N bzw. NW, natürlich kam auch der Wind daher! Er frischte derart auf, dass wir gegenüber der Insel Muhu den Fährha-fen Virtsu anliefen, eigentlich mehr anrauschten. Dieser Hafen ist klein und extrem eng, so dass die nach uns einlaufenden großen Yachten größte Schwierigkeiten beim Manövrieren hatten, noch dazu bei dem kräftigen Wind. Hier bewährte sich wieder einmal die Kamerad-schaft der Fahrtensegler untereinander, die größere Schäden verhinderte.
Am nächsten (Starkwind)tag bestiegen wir wieder den Bus und fuhren quer über Land nach Haapsalu; eine landschaftlich schöne Fahrt und ein hübscher, alter Badeort. Im „Kuursaal“... siehe Pärnu! Unseren letzten Zwischenstop vor Tallinn legten wir nach ca. 50 sm in Dirhami ein. Hier suchten wir vergeblich die Ansteuerungstonne und tasteten uns mit vorsichtigem Peilen in den Hafen. Er ist wirklich nur zum Übernachten geeignet; eine Kaimauer mit vielen alten Gummireifen – aber schöne Landschaft rundherum für lange Strand -und Waldspazier-gänge. Von Dirhami waren es noch einmal ca. 60 sm; am Sonntag, 13. Juli, genau 4 Wochen nach unserem Start im VSaW, liefen wir nach spannender Fahrt durch das von Schnellfähren und Kreuzfahrtschiffen stark frequentierte Verkehrstrennungsgebiet in Pirita ein, dem ehema-ligen Olympiahafen von Tallinn. Eine große, aber nicht zu große Hafenanlage mit allem Komfort, jeglicher Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeit, sehr gutem Restaurant mit Terras-se, von wo wir den Blick über den Hafen und auf den Sonnenuntergang bei gutem Essen ge-nossen. Pirita ist fest in finnischer Hand, für sie herrschen in Estland paradiesische Verhält-nisse. Die Busanbindung in die Stadt ist bestens.
Am nächsten Tag schickten wir uns an, die Altstadt zu erobern. Hatte uns Riga schon sehr gut gefallen, von Tallinn waren wir begeistert. Ein derart schönes geschlossenes Altstadtbild, her-vorragend und eigentlich vollständig restauriert! Überall saßen die Menschen auf Plätzen und vor den Häusern in den Restaurants und ließen es sich gut gehen. Es herrschte eine heitere, mediterrane Stimmung; wir bummelten kreuz und quer durch die Altstadt , haben alle Muse-umspläne auf später verschoben und einfach nur genossen. Am nächsten Tag stand Kadriorg, das Katharinenschloß, sowie das Freilichtmuseum Rocca al Mare auf unserem Programm und zum Abschluss natürlich noch einmal die Altstadt.
Tallinn war die weite Reise wert - wir wären gerne noch länger geblieben - aber wir mussten wieder zurück; wieder Stop in Dirhami - man hat keine Alternative, wir haben an den flachen Küsten des Baltikums nirgendwo ankernde Schiffe gesehen - dann Aufenthalt in Heltermaa, einem kleinen Fährhafen auf der Insel Hiiumaa mit winzigem, aber ordentlichen Anleger. Von dort starteten wir am nächsten Tag per Fahrrad zur Erkundung der Insel: viel Wald und Wiese, Wacholder überall, sehr einsam und ursprünglich, Natur pur. Unser nächstes Ziel war die größte estnische Insel Saaremaa; dort steuerten wir Koiguste an, einen idyllischen Natur-hafen. Der freundliche Hafenmeister, ein finnischer Rechtsanwalt, der im Sommer aber lieber in Estland segelt, hisste sofort die deutsche Flagge. Anfangs waren wir das einzige Schiff im Hafen; im glasklaren Wasser konnten wir vom Schiff aus ein erfrischendes Bad nehmen. Der Abend wurde noch richtig fröhlich, denn die finnischen Nachbarn unseres Hafenmeisters lie-fen ein und ließen uns an ihrer Wiedersehensfreude teilhaben. Von Koiguste war es nur ein kürzerer Schlag zum nächsten Ziel Roomassaare, deshalb gönnten wir uns noch ein ausgiebi-ges Morgenbad. Traurig holte der Hafenmeister die deutsche Flagge wieder ein, als wir ableg-ten.
Roomassaare bietet eine moderne Marina mit allem Komfort; wir wurden herzlich vom Ha-fenmeister willkommen geheißen und betankt. Er war etwas enttäuscht, als wir ihn nach dem Weg zu der seit Sommer 2003 fertiggestellten Marina der Hauptstadt Kuressaare fragten, gab uns aber bereitwillig einen photokopierten Plan. Nach dem 3. Stein links, 0,3 sm geradeaus , nach der 4.Welle Kurs N -...so etwa sind wir exakt mit GPS nach seinem Plan gesegelt und deshalb sicher in dem nagelneuen, fast leeren Hafen Kuressaare gelandet. Wir lagen in einer Marina mit allem Komfort, am Rande der Hauptstadt, neben einer großen Badestelle und un-terhalb der Ahrensburg. Besser kann man es kaum treffen! Der Hafen war auf unserer neuen Karte nur mit einer Kurslinie eingezeichnet; danach hätte man wirklich nicht einlaufen kön-nen. In 2004 soll die exakte Ansteuerung im Kartenmaterial verzeichnet sein - wenn nicht -, wir haben für Interessenten den Plan. Von hier aus erkundeten wir die Insel, zuerst in kleinem Kreis zu Fuß. Wir besichtigten und umrundeten die mächtige und sehenswerte Ahrensburg und bummelten dann durch den hübschen Ort. Man kann dort bestens einkaufen, die Auswahl zwischen den vielen Restaurants fällt schwer. Der freundliche Hafenmeister bot uns einen nagelneuen japanischen Kleinwagen zur Besichtigung der Insel an; so machten wir uns am nächsten Tag auf die Rundreise. Wir besichtigten einen kleinen Meteoriten-Kratersee, fuhren an Bockwindmühlen vorbei, quer über die Insel zur kaum besiedelten und sehr urwüchsigen Nordküste mit ihren vielen Wacholdersträuchern und warfen einen neugierigen Blick auf die anderen Häfen, von denen man einen kürzeren Weg in die schwedischen Schären bzw. zu den Aaland Inseln hat. Man kann sie zwar anlaufen und dort sicher festmachen, aber sie sind wirk-lich nur zum Absprung geeignet - zumindest nach meinen Vorstellungen. Kuressaare gefiel uns so gut, dass wir die Abreise noch einen weiteren Tag hinausschoben und von dort aus dann gleich nach Gotland segelten. Wir signalisierten dem Hafenmeister, dass wir auslaufen wollten; eine viertel Stunde später erschien der Zoll an Bord. Die Formalitäten waren schnell erledigt und wir verließen den Hafen mit Ziel Herrvik.
Eigentlich hätte man ja Slite anlaufen müssen, aus einem Land kommend, das nicht zu dem Schengener Abkommen gehört... Wir haben telephonisch versucht, unserer Pflicht genüge zu tun - sind aber auf so taube und unwillige Ohren gestoßen, dass wir beschlossen, die Vor-schriften zu ignorieren. Wir haben nach der langen Überfahrt erst einmal den Schlaf und die Sonne genossen und uns dann per Bus auf den Weg nach Visby gemacht, denn in unserer Ur-laubskasse herrschte Mangel an schwedischen Kronen. Dieser Ausflug zum nächsten Bankau-tomaten hat uns 30 € gekostet, welch ein Unterschied zu den Preisen und Zuständen im mo-dernen Baltikum! Aber Visby hat natürlich nicht nur Bankautomaten zu bieten - vor denen konstant lange Schlangen stehen - sondern ist als wunderschöne alte Hansestadt immer wieder sehenswert. Von Herrvik segelten wir nach Vändburg, früher einmal ein sehr lebhafter Fi-scherhafen, wo man herrlich frischen Fisch erstehen konnte; heute absolut tot. Man liegt dort bestens geschützt und kann herrliche Spaziergänge und Radtouren längs der Küste Gotlands unternehmen. Einen Regentag nutzten wir zum Lesen, danach war endlich mal NW angesagt - zwar mit Schauern und Böen, aber wir wollten es trotzdem wagen, nach Grönhögen zur Süd-spitze Ölands zu segeln, denn an der Ostküste gibt es sonst keine Häfen auf dem Weg.
Der Wetterbericht hatte uns allerdings verschwiegen, dass die Schauer und Böen konstant von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dauern würden, der Wind frischte derart auf, dass ich mich kaum ans Ruder traute. Mein armer Skipper war trotz Ölzeug derart durchnässt, dass er sich unterwegs komplett umziehen musste, um wenigstens kurzzeitig einen trockenen Faden am Leib zu haben. Als wir endlich in Grönhögen sicher fest waren, haben wir nur noch die Kuchenbude übergestülpt, Heizung an, nasse Klamotten ins Cockpit, und dann nach warmer Suppe ab in die Koje. Nach Erholungspause ging unsere Fahrt heimwärts, diesmal bei totaler Flaute, wieder über Utklippan. Hier amüsierten wir uns am Nachmittag beim “Hafenkino“. Der flinke und kompetente Hafenmeister brachte mit geschickten Anweisungen Unmengen Schiffe in diesem kleinen Hafen unter; alle Skipper verfolgten interessiert die Manöver großer Schiffe auf kleinstem Raum. Als nächstes Ziel hatten wir die Erbseninseln im Visier, die wir die letzten Male wegen der Windverhältnisse nicht anlaufen konnten. Diesmal klappte es; wir lagen im Päckchen an der Kaimauer von Christiansö und bummelten über die schönen Inseln, faulenzten in der Sonne und genossen das Schwimmen von der Badeplattform auf Frederiksö. Auf Bornholm liefen wir Gudhjem als nächsten Hafen an. Hier ließen wir unseren Urlaub bei strahlendem Sommerwetter ausklingen mit Grillen, Ortsbummel, Krölle-Bölle-Is, Felsenspa-ziergang, Lesen...
Wir verholten uns nach Nexö, um von dort aus nach Swinemünde zurückzukehren. Hier schloß sich unsere Rundreise. Wir übernachteten wieder im neuen Seglerhafen, nach Tank-pause in Ziegenort legten wir den Mast in Stettin in der Marina Porta Hotel. Von dort ging es über die Oder und die Friedrichsthaler Wasserstrasse bis Oderberg. Hier genossen wir die saubere Dusche und das gute Essen in der Abendstimmung auf der Terrasse, neben uns eine Flottille von Berliner Seglern mit gelegtem Mast. Am Samstag, 9. August, nach entspannter Kanalfahrt, Schleusen, Aufklaren an Bord, legten wir abends wieder im VSaW an; nach ge-nau 8 Wochen und ca. 1.600 sm war ein schöner, erholsamer Urlaubstörn zu Ende.
Von Freunden „Herzlich Willkommen“ geheißen, auf der Terrasse bei einem Anlegeschluck, mit leckerem Essen vor der Nase, von Clubkameraden mit echtem Interesse ausgefragt und freundlich begrüßt - kamen wir ins Grübeln: In welchem Hafen hat es uns auf unserem langen Törn so gut gefallen wie auf unserer Terrasse im VSaW???
Birgit Franke und Skipper Manfred